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square



Stefan Osterider ist Maler, und als solcher steht er in der Tradition dieses klassischen Mediums der Kunstgeschichte, das im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrmals für tot erklärt wurde, und doch weiterhin sehr lebendig ist. Vor allem die beinahe grenzenlos erscheinenden Möglichkeiten der Bildproduktion am Computer, die heute faktisch jedem zugänglich sind, haben die Aufgaben der Malerei verändert und fordern Antworten auf die Frage nach den eigenen Möglichkeiten des Mediums Malerei heraus. Unübersehbar ist auch der Einfluss der elektronisch erzeugten Bildwelten auf die malerische Produktion der Gegenwart von Künstlern, die wie Osterider, mit diesen Medien aufgewachsen ist.

Die Bilder Stefan Osteriders weisen Bezüge in die Geschichte der Malerei des 20. Jahrhunderts auf, wie auch Verbindungen und Assoziationen zu den am und mit dem Computer erzeugten Bildern:

Die Bildgründe sind beinahe monochrom, wobei mehrere Farbschichten lasierend übereinander aufgetragen werden, sodass Raumtiefe entsteht und sich die Bildfläche dem Hintergrund zu weitet. Ihre Farbigkeit ist zurückhaltend, gedämpft bis nahezu schwarz. Auf diesen Gründen erscheinen einander ähnliche Formelemente, Rechtecke, Quadrate, Linien in kontrastierenden Farben, die vor den Bildräumen zu schweben scheinen. Ihre Anordnung ist frei, folgt keinem mathematischen oder geometrischen Muster. Das Auge des Betrachters wandert zwischen diesen Elementen umher und versetzt sie dadurch in Bewegung. Weitere Dynamik erhalten die Bilder aus der Spannung zwischen dem Bildgrund und den darübergelegten Formen. Der Eindruck einer lyrischen, poetischen Musikalität entsteht.

Die geometrischen Formen, die jedoch nicht exakt begrenzt sind sondern die freihändige Pinselführung verraten, lassen sich aus der reduzierten, objektivierten Bildwelt des Minimalismus ableiten, aus der Tradition der geometrischen Abstraktion. Die mehrschichtigen Bildgründe mit den zarten Farbnuancen und den Spuren des gestischen Farbauftrages stehen mit der informellen, der expressiven Abstraktion in Verbindung. Aus der Mischung dieser beiden Traditionen beziehen die Bilder Osteriders ihren besonderen Reiz.

Die erwähnte Bewegung von Einzelformen vor oder auf monochromen Gründen evoziert wiederum die Verbindung zu den elektronischen Medien und Bildwelten. Sie lässt an die frühen, noch einfachen Computerspiele denken, etwa an Tetris, bei denen von oben herunterschwebende Formen zu zusammenhängenden Reihen angeordnet werden sollten.

Das Element des Spielerischen, Leichten ist allen Bildern zu eigen und wird zum Teil auch durch die Titel zusätzlich evoziert. So heißt etwa ein Bild ganz dezidiert: „game“, also Spiel. Die durchwegs englischen Titel bringen eine weitere Dimension in die Bilder. Sie können ganz elementar bei dem offensichtlich Dargestellten bleiben, wie bei dem Bild „square“, also Quadrat, das auch als Titel der Ausstellung gewählt wurde. Oder sie sind narrativ-emotional und führen die Gedanken der Betrachter über die Bilder hinaus in weitere poetische Welten, wie „small world“ oder „stars“.

Dr. Gudrun Danzer, Stift Rein, 2005